Diese Bögen haben nur die Kinder, da ich möchte, dass sie die Verantwortung über ihre Note übernehmen. In regelmäßigen Abständen übertragen sie ihre Punkte ins Mitteilungsheft, damit zum einen die Eltern über den Stand ihres Kindes Bescheid wissen, und zum anderen, damit man die Punkte nachtragen kann, falls es doch passiert, dass der Bogen verloren geht.
Weiters haben die Kinder ein Infoblatt erhalten, was sie tun können, um zu ihren Punkten zu kommen, und wie viele es sein können. Punkte für die Mitarbeit erhalten die Kinder durch sinnerfassendes Fragen und Antworten, aber auch Neugier im Unterricht wird belohnt. Weiters können sie auch durch Hausübungen sammeln, indem sie z.B. ein Buch zum Thema zu Hause finden und es mitbringen (1P). Stellen sie es dann auch noch vor, kann man je nach Aufwand mehr Punkte geben. Sie könnten aber auch Interviews mit Zeitzeugen oder Spezialisten führen, ein Museum besuchen, ein Bild malen, etc.
Für Wissenspunkte können die Kinder an gemeinsamen Tests teilnehmen, aber sich auch individuell zu mündlichen Prüfungen melden. Dabei unterscheide ich nicht nur den Umfang des Lernstoffs (können auch 2 Seiten - 4 Fragen werden gestellt -, ein Kapitel - 8 Fragen - oder der Semesterstoff - 12 Fragen - sein), sondern auch, ob sie Fragen vorbereitet haben, oder ob ich die Fragen willkürlich stellen darf.
Bei letzterem ist das Punktezählen einfach: jede richtige Antwort ist ein Punkt. Stellen sie die Fragen (Mathephobier jetzt weglesen ;) ), müssen sie die doppelte Anzahl an Fragen, als gestellt werden finden. Dann überprüfe ich die Sinnhaftigkeit, Schwierigkeit und Richtigkeit der Fragen und Antworten, die sie auf Karteikärtchen abgeben. Auch das verdient Punkte: alle guten Fragen durch 4, hervorragende können natürlch auch mehr wert sein. Dann ziehe ich die Fragen aus dem Stapel. Die richtig beantworteten Fragen sind jeweils ein halber Punkt wert.
Als Mathematikerin hab ich da sogar eine Formel: P=F/4+A/2
Ein Beispiel: Ein Kind meldet sich zu einer Kapitelüberprüfung (8 gestellte Fragen) mit eigenen Fragen. Es erstellt 16 Karteikärtchen, davon sind 14 gut. --> 14/4= 3,5P (ich würde bei 3,75 auf- und bei 3,25 abrunden). Dann ziehe ich aus den guten Fragen 8 Stück und stelle sie. Davon beantwortet es 7 richtig. --> 7/2=3,5P. So hat sich das Kind insgesamt 7 Punkte erarbeitet. Kommt mir ein Gesamtergebnis mit Halben heraus, kann man die Viertelpunkte noch einberechnen, oder eine weitere Frage stellen, die man z.B. selbst wählt.
Andere Wissenspunkte können die Kinder durch die Arbeit an einem Portfolio, einem Referat, oder durch die Teilnahme an Aktionen in der Klasse (z.B. Ägyptenfest - 2P Mitarbeit, 2P Wissen) erhalten.
Dadurch, dass ich die Kinder in dieses System mit diesem Schuljahr einführe, hatte ich am Anfang nur wenige Punkte zu verteilen, da ihnen ihre Möglichkeiten noch nicht so geläufig sind. Darum habe ich, da sich diese Gruppe als sehr interessiert in der Zeitgeschichte gezeigt hat, die Kinder einen Wochenbericht mit Plakat im Team machen lassen. Die Aufteilung, wie die Punkte verteilt wurden (2P für die Auswahl der Artikel mit ihrer geschichtlichen Relevanz, 1P für das Plakat, 2P für die Vorstellung), war den Kindern bekannt, und bald konnten die Zuhörer beurteilen.
Wichtig bei diesem System ist es, dass die Kinder wissen, dass sie keine Punkte verlieren können. Sie können nur (manche weniger) Punkte bekommen. Die Kinder sehen immer ihren persönlichen Stand und das Notengeben wird durchschaubar. Am Anfang muss man den Kindern Möglichkeiten zeigen, wie sie sammeln können, einigen wenigen bis zum Schluss. Aber der Großteil schafft dadurch den Sprung zur Eigenverantwortung und sie sind unheimlich stolz und motiviert, wenn man vor Weihnachten bereits ein "Sehr gut" bei der Note für das Semester lesen kann.
Ist das der Fall, bitte ich sie, dass sie jetzt den anderen SchülerInnen, die noch nicht soweit sind, Vortritt zu lassen. Wollen sie Referate halten, vertröste ich sie auf das 2.Semester. Leisten sie aber dennoch etwas, z.B. in der Mitarbeit, lasse ich die Punkte nicht unter den Tisch fallen, sondern schreibe diese in das 2.Semester. Sammelt einer im 2.Semester über das hinaus, was gefordert wird, bekommt das Kind eine Urkunde und ein Geschenk - z.B. ein Museumsbesuch - von mir.
Dieses System ist höchst motivierend und individualisierend. Falls es jemand testen möchte, würde ich mich freuen. Natürlich ist ein Anpassen auf den eigenen Unterricht auch möglich.

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