Mittwoch, 1. April 2009

Computerspiele im Unterricht?

Das kann sich kaum ein Lehrer vorstellen, da ich hier nicht von Lernspielen am PC spreche. Doch das Medium der Computerspiele kann genau wie Filme für den Unterricht genutzt werden. Jedoch mit dem Vorteil, dass die Kinder aktiv die Situationen, von denen oft nur abstrakt gesprochen/referiert wird, erleben können. 

Leider haben solche Spiele einen schlechten Ruf, der durch einseitige Berichterstattung der Medien, dass es noch keine Studien über Langzeitfolgen gibt und der Angst vieler Menschen vor diesen und das Nichtkennen dieser Art der Freizeitbeschäftigung entstanden sind.

Die Diskussionen, die nach Tragödien, wie sie in Columbine oder erst unlängst in Winnenden passiert sind, entstehen, sind meist dadurch geprägt, schnell einen Schuldigen finden zu müssen. Hier bieten sich die allseits bekannten Ego-Shooter an, die man wahrscheinlich in 90% aller Zimmer von 16-jährigen Knaben finden wird. Dabei werden viele andere Faktoren, die das Leben dieser Kinder beeinflussen, erst einmal ausgeklammert.

Ich bin davon überzeugt, dass diese Art der Spiele zu einer Verrohung führen kann, jedoch glaube ich, dass es im Aufgabenbereich der Eltern und der Schule liegt, hier Medien erzieherisch einzugreifen. Das darf natürlich nicht richtend oder herabsetzend sein. Der Schüler kennt die Welt, der wenigste Lehrer kann sie begreifen. Ich möchte hier nur an die pädagogischen Diskussionen erinnern, die mit der Erfindung des Filmes entstanden. 

Auch der Fingerzeig auf die Eltern, die den Kindern die Spiele kaufen, sehe ich nicht als Zielführend, da diese oft einem enormen Druck ausgeliefert sind, oder genau wie Lehrer sich nicht auskennen und von ihren Kindern ausgetrickt werden. Ich empfinde es als wichtig, dass die Schule auch hier Aufklärung betreibt. Fast jeder Lehrer kann Tipps geben, was das Fernsehverhalten der Kinder betrifft, und tut es auch. Aber genau wie beim Fernsehen gilt, dass man Kinder dabei nicht alleine lassen sollte, ihnen die Unterschiede zwischen Realität und Fiktion erklärt und sie beruhigt, wenn sie sich fürchten.  Außerdem ist jedem klar, dass das auch bei einer Kinderserie wie Biene Maja sein kann, wenn das Kind sehr sensibel ist.

Doch wie soll diesen Anspruch die Schule erfüllen? Ich glaube zum einen, dass sich Lehrer mit Computerspielen zumindest inhaltlich auskennen sollten. Hier kann ein Blick in Wikipedia oft reichen. Zum anderen kann ein Einzug der Spiele als Unterrichtsmedium auch einiges bewirken. Meiner Erfahrung nach, kaufen und spielen Kinder diese dann auch privat.

Spiele, die ich in meinem Unterricht einsetze, sind natürlich für die Altersgruppe geeigent, beinhalten nur das Maß an Gewalt, die ich den Kindern zutraue, ich spiele sie zuvor und überlege mir gezielte Arbeitsaufträge - genau wie ich es bei einem Film mache. 

Der Einsatz ist in nahezu allen Fächern möglich. Für Englisch in der Unterstufe kann man Hide&Seek Spiele einsetzen, bei denen man ein Liste von Vokabeln in einem Bild suchen muss, in der Oberstufe sind Adventures, wie z.B. "Murder on the Orient Express" (The Adventure Company, 2006) geeignet, in Mathematik jede Art von Wirtschaftssimulation mit ihren Statistiken und Einnahmen-Ausgabentabellen. Man kann in Biologie z.B. Zoosimulationen einsetzen und die Möglichkeiten für Geschichte sind schier unbegrenzt.

Wichtig ist, dass die Kinder einen konkreten Arbeitsauftrag haben, wenn man sie alleine spielen lässt, da es sonst in der begrenzten Zeit einer Unterrichtseinheit zu keinem sichtbaren Lernerfolg kommt. Weiters sollte der Lehrer bedenken, dass manche Kinder Hilfe brauchen. Kann der Lehrer nicht helfend eingreifen, wäre es ratsam die Kinder im Team spielen zu lassen. Jedoch sollte dem Lehrer klar sein, dass die Kinder in unterschiedlichen Tempi spielen. Will der Lehrer, dass alle gleichzeitig zum gleichen Ziel kommen oder sind nicht für jeden Einzelrechner genügend Spiele zur Verfügung, kann auch über einen Beamer abwechselnd gespielt werden. So wird das Spiel zum gelebten Film.

Drei Spiele möchte ich jetzt besonders hervorheben:
  • Big City Adventure: San Francisco (Big Fish Games, Oberon Media) - Das Hide&Seek kann man über MSN Games auf Englisch herunterladen. Es ist eine Stadtrundfahrt zu 20 Plätzen in San Francisco, bei denen man versteckte Gegenstände suchen muss. Dazwischen sind Postkarten, die die Sehenswürdigkeiten beschreiben. Kombiniert mit einem Arbeitsblatt kann man so nicht nur das Vokabular der Kinder erweitern, sondern auch ihr Wissen über San Francisco. Die Fortsetzung zu dem Spiel ist über die Stadt Sydney.
  • Sid Meier's Pirates (12+, Firaxis Games, Atari) - Das Spiel, das Elemente von Rollenspielen, Echtzeit-Strategie und Wirtschaftssimmulationen beinhaltet, kann Fächer übergreifend eingesetzt werden. Der Spieler ist ein Freibeuter der Karibik des 16.-18. Jahrhunderts. Im Spiel ist auch eine umfangreiche Enzyklopädie rund um das Leben von Piraten zugänglich, bei der Begriffe wie z.B. Blackbeard, Caracas oder Galeone ausführlich erklärt werden. Bei dem Spiel sind Möglichkeiten des Einsatz in Geschichte, Geografie und Musik.
  • Wild Earth: Africa (3+, xplosive games, Animal Planet) - In diesem Spiel übernimmt man die Rolle eines Fotojournalisten, der durch die Savanne Afrikas läuft, fährt und fliegt und dabei Tiere und Pflanzen fotografieren muss. Begleitet wird man von Wissenschaftlern, die das Verhalten der Tiere erklären. Um gute Bilder machen zu können, darf man nicht zu weit von den Tieren entfernt sein, darf ihnen aber auch nicht zu nahe kommen - Löwen reagieren wie Löwen. Nach jedem Level, der absolviert wurde, erhält man einen wissenschaftlichen Artikel mit den selbst geschossenen Bildern. Diese Bilder werden auch in einem zugänglichen Ordner am PC abgespeichert, die man z.B. auch für einen eigenen Artikel verwenden kann. Weiters hält die Homepage des Spieles (http://www.wildearthgame.com/) auch einiges an Unterrichtsmaterial bereit.

Ich hoffe, ich habe jemanden im Netz Lust gemacht, es auszuprobieren. Mir ist klar, dass es sich nicht alle vorstellen können, aber jedem, der es kann, rate ich es auszuprobieren. Es macht Spaß und die Kinder lernen mehr beim Tun, als beim Zuhören. So bringt man den größten Lernmuffel zum Wissensgewinn.

Dienstag, 3. Februar 2009

Such das mal schnell im Internet!

Diese Aufgabenstellung bekommen SchülerInnen oft in ihrem Unterricht. Doch können sie dieses Medium wirklich nutzen?

Fakt ist, dass sie sich zum Teil besser damit auskennen als unterrichtende LehrerInnen. Das birgt eigene Gefahren, auf die ich später zu sprechen komme. Doch aus meiner Erfahrung heraus als Informatiklehrerin, ist das Internet eine große Unbekannte für Kinder. Dabei meine ich nicht, dass sie nicht wissen, wie es technisch aufgebaut ist, sondern dass sie nicht mit den Datenmengen umgehen können. Googlen die Kinder nach Wissensgebieten, finden sie meist als ersten Eintrag Wikipedia. Diese Plattform ist alleine auf Grund der verwendeten Sprache zumindest für Unterstufen nicht geeignet. Meist verwirren solche Suchen - ohne entsprechender Vorbereitung - mehr, als sie aufklären. 

Das Googeln hat auch noch den Nachteil, dass der Lehrer/die Lehrerin nicht weiß, auf welche Links die Kinder stoßen. Ein Beispiel aus Geografie - "Sucht nach Ukraine": Der ungeübte Internetsucher denkt, dass die ersten Einträge die besten sind, weiß aber nicht, dass die in dem gelben Balken oberhalb der Ergebnisse Werbung ist. Klickt ein Kind auf diese Einträge bei der Suche nach Ukraine, wird der Unterrichtende Aufklärungsarbeit leisten müssen, da hier für ukrainische Frauen geworben wird.

Privat wird das Internet von Kindern zwar genutzt, doch nicht in Forschender hinsicht, sondern für der Vergnügen. Aber leider meist in einer Weise, die Gefahren für sie birgt. Zum Beispiel Netlog - ein SocialNetwork, das vor allem von Jugendlichen zu Selbstdarstellungszwecken genutzt wird - sammeln die Kinder Freundschaften, wie andere Briefmarken. Freundschaften werden von Menschen akzeptiert, die man nicht persönlich kennt. Bereitwillig stellen sie ihre persönlichen Daten ins Netz, ohne sich der Gefahren bewusst zu sein. Außerdem dokumentieren Minderjährige zum Teil auch ihre Straftaten z.B. durch Fotos ihres letzten Trinkgelagers. Sie glauben, dass die Bilder, sobald sie gelöscht sind, für immer verschwinden. Doch das Internet vergisst nichts. Jeder Eintrag wird in Archiven gespeichert. 

So, was sind meiner Meinung nach die Aufgaben von Schule in dem Bereich:
  • Eine umfassende rechtliche Aufklärung, womit mache ich mich in meinem Alter strafbar.
  • Wie stelle ich mich im Internet dar und welche Konsequenzen könnten sich daraus ergeben. Hier ist einiges an Material: http://www.schuelervz.net/l/parents/5/
  • Jeder sollte - auch die Lehrenden - in regelmäßigen Abständen seine Internetpräsenz überprüfen. Das macht man am besten, indem man seinen Namen googlet.
  • Internetsuchen sollten vor allem zu Beginn von LehrerInnen eingeschränkt, bzw vom Unterrichtenden zuvor durchgeführt werden. In einer Unterrichtseinheit haben die Kinder nicht die Zeit sich durch abertausende mehr und oft weniger sinnvolle Einträge durchzuarbeiten.  Außerdem wissen sie nicht, was für sie geeigent ist.
  • In mehreren Unterrichtseinheiten solten folgende Fragen geklärt und geübt werden: Wie suche ich im Internet gezielt? Wie setze ich Suchbegriffe ein? Wie grenze ich meine Suche ein? Welche Seiten bieten gute Inhalte?
  • Arbeits- und Lernziele im Kollegium besprechen und gemeinsame Schritte planen. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass das eh der eine Lehrer im Informatik Unterricht einmal gesagt hat. Es geht um ein ständiges Anwenden.
  • LehrerInnen müssen Internettauglicher werden. Man kann nur Techniken von Kindern verlangen, was man selbst beherrscht.
Der letzte Punkt liegt mir besonders am Herzen. Kinder nutzen das Unwissen des Lehrenden aus. Der Lehrer muss lernen, mit einem Blick auf den Monitor zu erkennen, ob das Kind überhaupt an dem arbeitet, was aufgetragen wurde. Man bringt sich selbst in Schwierigkeiten, wenn Kinder anderen erzählen, dass sie während seines Unterrichts nur gechattet oder sonstwas gemacht hat. Ist man sich nicht sicher, ob man was gesehen hat, weil der Schüler das Fenster zu schnell weggeklickt hat, kann man im Verlauf nachvollziehen, welche Seite an welchem Tag aufgerufen wurde.

Ein weiteres Problem, das viele LehrerInnen mit dem Internet haben, ist das sie nicht wissen, ob ein Schüler oder eine Schülerin ihre schriftliche Arbeit nicht nur einfach aus dem Internet kopiert hat. Das Problem ist leicht gelöst. Sucht man nach einem Satz der Arbeit, den man unter Anführungszeichen setzt, in einer Suchmaschine, so erhält man die Seite als Suchergebnis, wenn es nicht die eigene Arbeit war.

Ich möchte hier nicht den Anschein erwecken, dass Internet ein schlechtes Medium sei und dass man es nicht im Unterricht nutzen sollte, doch genau, wie der Lehrer/die Lehrerin sich zuvor einen Film ansieht, bevor er/sie diesen im Unterricht einsetzt, sollte auch das Suchen im Internet zuvor überprüfen und am Besten mit ausgesuchten Links einsetzen.

Sonntag, 18. Januar 2009

Soziales Lernen - Regeln im Team

Oft hat man als Lehrer das Problem, dass einzelne Mitglieder eine Gruppe stören, da sie sich bewusst oder unbewusst nich an die Regeln halten. Als Klassenvorstand habe ich bei uns an der Schule die Möglichkeit im Pflichtfach SKL (Sozal-Kreatives Lernen) durch Übungen und Methoden, das Verhalten einzelner bewusst zu machen. In diesem Fach arbeiten wir im Team, was Einzelbetreuungen und das Arbeiten in Kleingruppen möglich macht.

Wir haben das Einhalten und die Notwendigkeit von Regeln als Hauptschwerpunkt im ersten Semester gesetzt. Dabei haben wir aber das Erleben lassen und das Mitteilen des eigenen Befinden in der Gruppe als wichtigste Methoden gewählt, da wir als Schule davon überzeugt sind, dass Reden, Vorbeten und Bestrafen nicht soviel bewirkt, wenn man eine Verhaltensänderung eines Menschen anstrebt.

Ich werde hier keine lange Abhandlung über die verschiedenen Unterrichtseinheiten schreiben, sondern möchte drei Methoden hervorheben. Die ersten zwei sind nicht von mir, aber die letzte habe ich mir ausgedacht.

1. Regeln brechen
Die Klasse wird ausgeräumt oder man geht in einen leeren Raum, wie z.B. den Pausenraum. Die Kinder gehen durch den Raum. Dabei fixieren sie einen Punkt, gehen hin und wechseln dann die Richtung (anders gehen sie im Kreis). Nach einiger Zeit gibt der Lehrer ein Zeichen, worauf sie einfrieren. Jetzt erklärt der Lehrer den ersten Auftrag: "Begrüße jeden der dir begegnet." Dann lösen die Kinder die Versteinerung, gehen weiter und begrüßen. Nach einiger Zeit gibt der Lehrer das Zeichen erneut. Das und die kommenden Aufträge sind Vorübungen.
  • "Begrüße jeden so, als ob du ihn seit Jahren nicht mehr gesehen hast.", "Begrüße so, als ob du ihn nicht magst, es aber nicht zeigen willst.",...
  • "Zeige auf was du siehst, und benenne es laut."
  • "Zeige auf was du siehst, und benenne es falsch."
Das letzte lässt man die Kinder etwas länger machen. Es fällt ihnen recht schwer, die Dinge falsch zu benennen, außerdem ist es für die meisten lustig. Man kann, um Abwechslung hineinzubringen, auch noch Emotionen dazusagen: lustig, wütend, traurig,... Dann diskutiert man darüber: "Was war leicht für dich?", "Wobei hattest du Schwierigkeiten?", "Warum fällt es einem schwer, zu einem Auge Turm zu sagen?",... Tipp: Erst zu viert bereden lassen, dann erst in der ganzen Gruppe mit den gezielten Fragen des Lehrers.

Macht man in der Diskussion den Kindern bewusst, dass es sich bei der Benennung von Dingen auch nur um Regeln handelt, hat man dadurch einen Einstig in das Thema geschaffen.

2. So ist es! So wollen wir es!
Der Lehrer bereitet Bilder vor, die eine Situation in der Klasse beschreiben: Dschungel, Baumschule, Mobile, Nest, Zahnrad, Ameisenhaufen,... und hängt diese in der Klasse verteilt auf. Nach einer kurzen Vorbesprechung, was diese Bilder bedeuten könnten, stellen sich die SchülerInnen zu dem Bild, wie sie im Moment die Klassensituation sehen. 

Will der Lehrer sich auch dazustellen, dann sollte er es erst dann tun, wenn jedes Kind seinen Platz gefunden hat. Noch besser wäre es, wenn der Lehrer erst in der zweiten Runde seine Position bezieht, da sonst eine Beeinflussung der Kinder passiert. 

Nach einer Befragung, warum sie sich dort hingestellt haben, und eventuell auch der Lehrer seine Position erklärt hat, sollen sie sich zu dem Bild stellen, das die Klasse symbolisiert, in der sie am besten Lernen könnten, bzw. in der sie sich wohlfühlen würden. Nachdem auch nun jeder erklärt hat, warum er nun oder noch immer hier steht, werden Kleingruppen (2-4 SchülerInnen) gebildet. 

Diese können nun auf Kärtchen aufschreiben, was sie tun, bzw. die Klasse tun kann, damit sie zu ihrer optimalen Klassensituation kommen. Aus den gesammelten Meldungen können gemeinsam mit den Kindern Klassenregeln aufgestellt werden.

3. Reise durch die Dimensionen
Die Klasse wird bis auf einen Tisch ausgeräumt. Der Tisch wird in die Mitte der Klasse gestellt, sodass er ein Tor bildet. Alle Kinder sind auf einer Seite. Sie sollen das tun, was in der Geschichte vorkommt. 

Dann beginnt der Lehrer zu erzählen: "Ihr seid in eurer Klasse als sich plötzlich ein Portal öffnet. Neugierig nähern sich die ersten der violett leuchtenden Öffnung. Der erste geht durch und wartet bis alle nach und nach ebenfalls durchkommen." Wenn alle drüben sind, geht die Geschichte weiter: "Es ist ein wunderschöner Ort: es gibt keinen Krieg, es duftet gut, keiner hat Hunger, und das beste: keine Schule. Ihr fühlt euch wohl. Doch dann bemerkt ihr überall Schilder auf denen steht: 'Lachen bei Strafe verboten!', 'Wer Spaß hat oder macht hat mit Gefängnis zu rechnen.' Ihr wollt weg. Doch da hort ihr eine tiefe Stimme: 'Ich bin der Zauberer Ordnur. Ich habe euch hier her gelockt und das Tor zurück mit einem Zauber belegt. Ihr könnt nur durch, wenn ihr euch alle bei den Händen nehmt, euch nicht loslasst und ohne einen Laut durch das Portal geht. Das schafft ihr nie.' " 

Das werden sie das erste Mal nicht schaffen. Einer geht, bevor alle sie an der Hand halten, die nächsten können sich das Lachen nicht verkneifen, usw. So landen sie in einem Land, wo überall Enten sind. Raus können sie nur, wenn alle "Alle meine Entchen" singen. Schaffen sie das können sie zurück in das Land ohne Spaß, wenn nicht landen sie im nächsten Land, z.B. "Alles Rückwärts" oder "Siamesische Zwillinge". Schaffen sie es, sich alle an die Regeln zu halten, kommen sie in das vorangegangene Dimension, bis sie es schaffen wieder in Schule zurückzukommen.

Bei mir hielten sie sich vor allem zwischen den Dimensionen "Ohne Spaß" und "Alle meine Entchen" auf. Man braucht dann nur mehr Andeutungen machen, wo sie sich gerade befinden, und sie wissen schon, was zu tun ist. Am Schluss schafften sie es zurückzukommen und der Zauberer hat wieder gesprochen: "Ich hab gewusst, dass ihr es schaffen werdet. Ihr habt die Prüfung bestanden. Der König der Zauberer beschloss, alles Leben zu vernichten, da sich keiner mehr an Regeln hällt. Ich konnte ihn überzeugen, dass, wenn ich eine kleine Gruppe auf die Probe stelle, und diese sich bewährt, er von seinem Vorhaben absieht. Ihr habt die Welt gerettet. Ich bin stolz auf euch." Dann spricht der Lehrer: "Willkommen in der Schule ..."

Ich konnte erst in der kommenden Stunde mit den Kindern über ihre Erlebnisse dabei reden. Am günstigsten wäre es, wenn eine Doppelstunde zur Verfügung stände. 



Noten für Individuen

Ich unterrichte heuer eine 2.Klasse (6.Schulstufe) in Geschichte. Ich  habe ich ein Notensystem eingeführt, das ich bereits in einer 4.Klasse (8.Schulstufe) getestet habe, das auf Punkten basiert, und die Möglichkeit bietet, individuell, aber gerecht und durchschaubar zu beurteilen. Pro Semester müssen die Lernenden 12 Punkte im Wissen und 12 Punkte in der Mitarbeit sammeln (in 2 Spalten einer Tablle dargestellt). Sie brauchen mindestens 6 Punkte pro Spalte, damit sie positiv beurteilt werden können. 

Diese Bögen haben nur die Kinder, da ich möchte, dass sie die Verantwortung über ihre Note übernehmen. In regelmäßigen Abständen übertragen sie ihre Punkte ins Mitteilungsheft, damit zum einen die Eltern über den Stand ihres Kindes Bescheid wissen, und zum anderen, damit man die Punkte nachtragen kann, falls es doch passiert, dass der Bogen verloren geht.

Weiters haben die Kinder ein Infoblatt erhalten, was sie tun können, um zu ihren Punkten zu kommen, und wie viele es sein können. Punkte für die Mitarbeit erhalten die Kinder durch sinnerfassendes Fragen und Antworten, aber auch Neugier im Unterricht wird belohnt. Weiters können sie auch durch Hausübungen sammeln, indem sie z.B. ein Buch zum Thema zu Hause finden und es mitbringen (1P). Stellen sie es dann auch noch vor, kann man je nach Aufwand mehr Punkte geben. Sie könnten aber auch Interviews mit Zeitzeugen oder Spezialisten führen, ein Museum besuchen, ein Bild malen, etc.

Für Wissenspunkte können die Kinder an gemeinsamen Tests teilnehmen, aber sich auch individuell zu mündlichen Prüfungen melden. Dabei unterscheide ich nicht nur den Umfang des Lernstoffs (können auch 2 Seiten - 4 Fragen werden gestellt -, ein Kapitel - 8 Fragen - oder der Semesterstoff - 12 Fragen - sein), sondern auch, ob sie Fragen vorbereitet haben, oder ob ich die Fragen willkürlich stellen darf. 

Bei letzterem ist das Punktezählen einfach: jede richtige Antwort ist ein Punkt. Stellen sie die Fragen (Mathephobier jetzt weglesen ;) ), müssen sie die doppelte Anzahl an Fragen, als gestellt werden finden. Dann überprüfe ich die Sinnhaftigkeit, Schwierigkeit und Richtigkeit der Fragen und Antworten, die sie auf Karteikärtchen abgeben. Auch das verdient Punkte: alle guten Fragen durch 4, hervorragende können natürlch auch mehr wert sein. Dann ziehe ich die Fragen aus dem Stapel. Die richtig beantworteten Fragen sind jeweils ein halber Punkt wert. 

Als Mathematikerin hab ich da sogar eine Formel:  P=F/4+A/2
Ein Beispiel: Ein Kind meldet sich zu einer Kapitelüberprüfung (8 gestellte Fragen) mit eigenen Fragen. Es erstellt 16 Karteikärtchen, davon sind 14 gut. --> 14/4= 3,5P (ich würde bei 3,75 auf- und bei 3,25 abrunden). Dann ziehe ich aus den guten Fragen 8 Stück und stelle sie. Davon beantwortet es 7 richtig. --> 7/2=3,5P. So hat sich das Kind insgesamt 7 Punkte erarbeitet. Kommt mir ein Gesamtergebnis mit Halben heraus, kann man die Viertelpunkte noch einberechnen, oder eine weitere Frage stellen, die man z.B. selbst wählt.

Andere Wissenspunkte können die Kinder durch die Arbeit an einem Portfolio, einem Referat, oder durch die Teilnahme an Aktionen in der Klasse (z.B. Ägyptenfest - 2P Mitarbeit, 2P Wissen) erhalten.

Dadurch, dass ich die Kinder in dieses System mit diesem Schuljahr einführe, hatte ich am Anfang nur wenige Punkte zu verteilen, da ihnen ihre Möglichkeiten noch nicht so geläufig sind. Darum habe ich, da sich diese Gruppe als sehr interessiert in der Zeitgeschichte gezeigt hat, die Kinder einen Wochenbericht mit Plakat im Team machen lassen. Die Aufteilung, wie die Punkte verteilt wurden (2P für die Auswahl der Artikel mit ihrer geschichtlichen Relevanz, 1P für das Plakat, 2P für die Vorstellung), war den Kindern bekannt, und bald konnten die Zuhörer beurteilen.

Wichtig bei diesem System ist es, dass die Kinder wissen, dass sie keine Punkte verlieren können. Sie können nur (manche weniger) Punkte bekommen. Die Kinder sehen immer ihren persönlichen Stand und das Notengeben wird durchschaubar. Am Anfang muss man den Kindern Möglichkeiten zeigen, wie sie sammeln können, einigen wenigen bis zum Schluss. Aber der Großteil schafft dadurch den Sprung zur Eigenverantwortung und sie sind unheimlich stolz und motiviert, wenn man vor Weihnachten bereits ein "Sehr gut" bei der Note für das Semester lesen kann.

Ist das der Fall, bitte ich sie, dass sie jetzt den anderen SchülerInnen, die noch nicht soweit sind, Vortritt zu lassen. Wollen sie Referate halten, vertröste ich sie auf das 2.Semester. Leisten sie aber dennoch etwas, z.B. in der Mitarbeit, lasse ich die Punkte nicht unter den Tisch fallen, sondern schreibe diese in das 2.Semester. Sammelt einer im 2.Semester über das hinaus, was gefordert wird, bekommt das Kind eine Urkunde und ein Geschenk - z.B. ein Museumsbesuch - von mir.

Dieses System ist höchst motivierend und individualisierend. Falls es jemand testen möchte, würde ich mich freuen. Natürlich ist ein Anpassen auf den eigenen Unterricht auch möglich.

Ich als Lehrer

Ich bin Lehrerin an einer Hauptschule (Alter: 10-14) in der Nähe von Wien. In meiner Schule passieren seit Jahren viele Veränderungen, die über das Jammern, wie furchtbar die Kinder von heute sind, hinausgehen. Jetzt wagen wir den Schritt zum Niederösterreichischen Schulmodell (http://www.lsr-noe.gv.at/aktuelles/n-schulmodell.html). Ich versuche nun in diesem Blog, zum einen den Ist-Stand, zum anderen unsere Entwicklung, aber auch meine eigenen Ideen zum Unterrichten und meine Etwicklung zu dokumentieren.

Zu meiner Person kann ich sagen, dass ich, da ich in einer Hauptschule unterrichte, mehr als nur meine geprüften Fächer (Mathematik, Bildnerische Erziehung) unterrichten darf. Aber in meiner 10-jährigen Tätigkeit kann ich nun behaupten fast alle Fächer zumindest ausprobiert zu haben. Was ich daran spannend finde ist, dass jedes neue Fach ein neues Spektrum an neuen Unterrichtsmethoden und Ideen, Ansätze,... eröffnet. Weiters ist mein Unterricht von offenen, selbstverantwortlichen Lernmethoden geprägt. Forschen, Erleben, aber auch Kind gerechtes wissenschaftliches Arbeiten sind Kern meines Unterrichtens. Ich bin weiters in einigen Projekten tätig: Comenius - "Wide Horizons" und net-1 - "Neue Wege zur Lesekompetenz".

Unsere Schule hat mehrere Schwerpunkte, bzw. Besonderheiten: 
  • Englisch - "Englisch als Arbeitssprache" mit Native Speaker in allen Klassen mit 3-4 Stunden in den Nebengegenständen im Team Teaching, "English Playing" 1 Stunde in den 1.Klassen, "English Conversation" in den Seminaren der 4.Klassen
  • Sozial - "Sozialkreatives Lernen" in allen Klassen 1 Stunde m Team Teaching
  • Informatik - Unverbindliche Übungen für 1. und 2.Klassen, Bürotechnik in der 2.Klasse, Pflichtfach Informatik in der 3.Klasse, Seminare nach Bedürfnis in der 4.Klasse (EDV, Informatik, Webdesign werden regelmäßig angeboten)
  • Lernfelder - ein Lehrer unterrichtet in einer Klasse zwei Fächer - z.B. ME/BE, BU/GW, GW/GS - in drei Stunden
  • Seminare - 4.Klassen geben an, welche Fächer sie für die weiterführenden Schulen oder Lehren brauchen könnten. Wir stimmen dann unser Können mit den Wünschen ab und erstellen 2 Semianrblöcke, aus denen die SchülerInnen wählen können.
Unsere Schule hat 10 Klassen - Tendenz steigend. Wir unterrichten sowohl hoch- als auch niedrigbegabte, brave und schlimme, behütete und vernachlässigte SchülerInnen. Kurz: wir unterrichten normale Kinder. Wichtig für uns ist , dass sich die Kinder wohlfühlen und gerne in die Schule kommen. Allerdings sind wir konsequent, wenn es um die Einhaltung unserer Regeln geht. Wir versuchen aber die Konsequenzen auf den einzelnen Schüler oder Schülerin anzupassen. 

Das Lehrerteam besteht aus ca. 20 LehrerInnen, jeder mit seiner individuellen Ansicht auf das Unterrichten. Diese Mischung bringt unseren Kindern viel, da sie die unterschiedlichsten Lehrertypen kennenlernen. Wir haben viel Mitspracherecht, was z.B. unsere Fächer betrifft. Die Direktion unterstützt neue Ideen und Ansätze und schreckt auch nicht davor zurück, erst Schulstufen und in Folge die ganze Schule danach umzustellen, wenn sie erfolgreich war. Unsere Direktorin ist aktiv an der Schulentwicklung beteiligt, sehr kompetent in den Rückmeldungen und wertschätzend dem arbeitenden Lehrer gegenüber. Sie selbst ist ein Arbeitstier, das entweder bis in die Nacht an der arbeitet, oder in Österreich unterwegs ist, um an Kurse teilzunehmen oder diese zu geben.

So, das ist ein grober Umriss meiner Arbeitsumgebung. Ich unterrichte unglaublich gerne und hoffe, andere mit diesem Blog in ihren Ideen zu bestätigen oder ihnen welche zu bieten. Ich bin von meiner Art des Unterrichtens überzeugt, denn ich weiß, welchen Frust  ich in meinen ersten Dienstjahren aufgebaut habe, weil ich die Kinder nicht so unterrichten konnte, wie ich es damals gelernt habe.

Samstag, 17. Januar 2009

Muss dieses Phänomen testen

So, jetzt hab ich auch ein Blog.
Bin gespannt, ob sich daraus etwas entwickelt.